Keine Wissenschaftler – Wer dann?

Video-Titel: Corona hat meine Meinung geändert

Auf ihrem YouTube-Kanal maiLab erklärt Frau Mai Thi Nguyen-Kim in diesem Video, dass sich Wissenschaftler nicht mehr öffentlich äußern sollten. Durch Corona hätte sei ihr bewusst geworden, dass Wissenschaftler auch nur Menschen seien und deshalb eben falsch liegen könnten. Irren ist eben menschlich. Und wenn Wissenschaftler irrten, dann sei das besonders schlimm, weil ihnen geglaubt würde.

Wissenschaftler seinen keine Wissenschaft. Wissenschaft werde über Studien und Peer-Reviews abgesichert. Leider gibt es zu Corona diese peer-reviewten Studienveröffentlichungen noch nicht, sondern vorerst nur Meinungen. Konsequnterweise müsste Mai dann ihren eigenen Science-Kanal schließen. Denn auch sie sagt dort ihre Meinung ohne Peer-Review.

Aber wer sonst, wenn nicht Wissenschaftler, sollte sich dann noch öffentlich äußern und seine Meinung kund tun? Da blieben nur noch Politiker und Prominente. Da wäre zum Beispiel der Sänger Michael Wendler:

Video-Titel: Michael Wendler zu seinen Gründen..

Hinweis: Herr Wendlers Video wurde von YouTube gelöscht. Ich habe es auf rumble neu hochgeladen.

Das ist sicher auch nicht, was Mai vorschwebt. Aber sie wird in ihrem Video ja konkreter. Sie kritisiert das Ehepaar Karina Reiss und Sucharit Bhakdi. Genau deren Buch habe ich gerade kritisiert. Mai bezieht sich allerdings auf ein Interview in den Kieler Nachrichten vom 30. August 2020. Das kurze Interview steht auf der Homepage der Kieler Nachrichten hinter einer Bezahlschranke. Ich habe das Interview bei den Kieler Nachrichten gelesen und konnte dort nichts schlechtes finden. Wie ich schon einleitend in meiner Buchkritik über Prof. Bhakdi geschrieben habe, wirkt er, wie seine Frau, vernünftig und bedacht. Allerdings sprach die Journalistin Karen Schwenke von den Kieler Nachrichten auch Polemik in deren zweiten Buch Corona Fehlalarm? an. Das ließ mich schmunzeln. Denn genau das hatte ich auch in deren ersten Buch Schreckgespenst Infektionen so erlebt. Ich bezeichnete das als schale Scherze.

Interessanterweise wird Prof. Bhakdi auch von ganz anderer Seite kritisiert:

Video-Titel: Corona Lüge wackelt

Ich vermute nicht wie Kai Orak, dass Prof. Bhakdi die diese Erklärung nicht durchgelesen hat. Prof. Bhakdi befürwortet Impfungen. Allerdings nur solche, die wirken. Und er glaubt nicht, dass eine Impfung gegen Corona funktionieren würde.

Meinungsbildung lebt vom Diskurs. Streitkultur ist in Deutschland dafür der Nährboden. Wir brauchen das Spannungsfeld widerstreitender Meinungen um uns eine eigene Meinung zu bilden. Nur am Widerspruch kann ich meine Meinung prüfen und weiterentwickeln. Dieser Prozess, das ringen um die eigene fundierte Meinung, das ist im Kern mit dem lateinischen studiare gemeint, dem Begriff, von dem sich das wissenschaftliche Studium ableitet. Und das sollte der Anspruch eines wissenschaftlichen Studiums sein. Wer nur die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien übernimmt, der spart sich dieses studiare, dieses Ringen um den eigenen fundierten Standpunkt. Man läuft Gefahr Studien zu glauben. Dann ist die Grenze von Wissenschaft zur Religion überschritten.

Leider erlebe ich fast keinen differenzierten Diskurs mehr. Es gibt nur noch entweder oder. Entweder Drosten oder Covidiot. Mai will keine Wissenschaftlermeinungen mehr. Ohne Drostens blieben dann nur noch Covidioten.

Nachtrag vom 17. Oktober 2020:

Hier war noch jemand von Dr. Mais Video sehr irritiert:

Video-Titel: maiLab diffamiert Dr. Sucharit Bhakdi

„PEINLICH“ – das finde ich auch. Verdrehte Augen, sowas muss nicht sein. Wer von der einen in eine andere Kultur wächselt, der muss sich entscheiden, ob er die alten Vorstellungen und Überzeugungen behält oder die neuen annimmt. Junge Menschen machen diesen Schritt oft radikal.

…und da hat Mai noch einen Widerspruch herausgefordert:

Video-Titel: maiLab liebt die Technokratie

Gunnar Kaiser beschreibt wie Technokratie die Wissenschaft ersticken kann.

Schreckgespenst Infektionen

Prof. Sucharit Bhakdis kritische Stimme taucht in letzter Zeit immer wieder in der Diskussion um Corona auf. Im Gespräch wirkt er auf mich wie ein besonnener Intelektueller und Fachmann. Bei der Lektüre seines Buches Schreckgespenst Infektionen erlebe ich einen völlig anderen Stil. Im fortlaufenden Frage-Antwort-Spiel fühle ich mich für dumm verkauft.

Eine Tuberkulose-Impfung soll es gar nicht geben (Kapitel Wenn der Asylant 3x hustet … Ist’s Tuberkulose?). Allerdings wurde mein Vater als Kind dreimal gegen Tuberkulose geimpft und starb anschließend fast an der Krankheit. Deshalb weiß ich, dass es eine Tuberkulose-Impfung gibt. Und die war auch jahrzehntelang verbreitet. Wer mehr als zwölf Kapitel eines Buches über Infektionen dem Impfen widmet, der könnte auch solche Geschichten erzählen, statt kapitellang die Empfehlungen der STIKO am RKI und Mainstram-Medien zu wiederholen, verpackt in naive Fragen und bekannte Antworten, ab und zu mit einem schalen Scherz durchsetzt.

Manche Schlussfolgerungen fallen ohne Erläuterung vom Himmel. Mal ist eine Impfung immer sicher, mal gibt es unvertredbare Nebenwirkungen. Die Aussagen zum Impfen überzeugen mich nicht.

Abgesehen von den genannten Enttäuschungen ist das Buch kurzweilig und mit netten Comics ilustriert.

Wir stecken uns nicht alle gleich an

Heute hat der Spieltheoretiker Prof. Christian Rieck in seinem YouTube-Video über die Corona-Modell-Rechnungen gesprochen und warum die statistischen Zahlen so stark vom Standardmodell, dem SIR-Modell abweichen:

Videotitel: Fehler in den Corona-Modellen (Modifizierung des SIR-Modells)

Prof. Rieck bestätigt, was ich schon lange vermutet habe: Wenn wir uns nicht alle gleich leicht anstecken, wir für das Corona-Virus also unterschiedlich empfänglich sind, dann knickt das anfangs nahezu exponentielle Wachstum der Infizierten viel schneller ab und die Zahlen gehen wieder runter. Genau wie es in Deutschland war, wie es aber auch weltweit immer wieder zu beobachten ist. Was ich schon im Anfang Juli geschrieben habe, wird nun bestätigt: Nur wenige Menschen werden von Corona krank.

Wenn sich nur wenige Menschen sehr leicht anstecken können, die anderen aber schwer (oder gar nicht), dann stecken sich diese wenigen besonders empfänglichen Menschen schnell an. Wenn sich diese wenigen Menschen aber bereits angesteckt haben, dann geht die Ansteckungsrate stark zurück, weil nur noch Menschen übrig sind, die sich eben schwerer (oder gar nicht) anstecken lassen. Die Frage ist dann, warum stecken sich manche sehr leicht an, andere aber nicht.

Neben Unterschieden bei der Häufigkeit der Kontakte zwischen den Menschen führt Prof. Rieck Kreuzimmunitäten als mögliche Ursache für ein stark unterschiedliches Ansteckungsrisko an. Für mich erklären Biologisch Notwendige Abläufe, wie sie in der Universalbiologie und Neuen Medizin / Germanischen Heilkunde beschrieben werden, diese starke Empfänglichkeit für die Krankheit bei einigen Menschen sehr viel besser: Diejenigen, die sie gerade brauchen, nehmen die Viren in ihren Organismus auf. Für die anderen sind sie ungefährlich.

Das Phänomen, dass sich manche Menschen leicht anstecken und andere einfach nicht krank werden, das gibt es nicht erst seit Corona. Man kennt es von allen möglichen ansteckenden Krankheiten. Die jährliche Grippewelle ist vielleicht das offensichtlichste Beispiel dafür. Manche Menschen werden einfach nicht krank, obwohl sie mit Erkrankten intensiv zusammen leben. Andere stecken sich bei der ersten Chance sofort an. Warum diese Tatsache im Standard-Modell für Epidemien, im SIR-Modell, nicht berücksichtigt wird, das ist schon erstaunlich.

Viren

Hier sehr aufschlussreiche Gedanken zum Thema Viren und Ansteckung von dem Wiener Zahnchirurg Jaroslav Belsky:

Videotitel: kein virus? was ist mit masernparty?

…und hier ein Video das so eine biedere Vorstellung dazu representiert, wie sie wohl sehr, sehr verbreitet ist. Ich musste schmunzeln:

Videotitel: Impfpflicht & Masern-Partys; Politosan vom 12. April 2015

Corona-Update 3

Auf YouTube stellt Prof. Dr. Rieck drei Studien vor, in denen der Effekt untersucht wurde, den Regierungsmaßnahmen gegen die Ausbreitung von Corona haben:

Video-Titel: Was bringen die Anti-Corona-Maßnahmen? (Ergebnisse phänomenologischer Studien)

Und zu diesem Ergebnis kommt Prof. Rieck:

  1. Die Regierungsmaßnahmen, wie der Lockdown, zeigen keinen Effekt auf das Infektionsgeschehen.
  2. Nach einigen Wochen wird weltweit regelmäßig ein Niveau erreicht, bei dem die Neuinfektionen nicht mehr exponentiell ansteigen sondern auf einem Plateau verharren oder zurückgehen. In Deutschland ist das seit April der Fall. Die Herdenimmunität ist also längst erreicht.

Für mich lässt das nur einen Schluss zu: Die Herfenimmunität ist längst errreicht.

Corona-Update 2

Gestern gab es wieder einmal eine Warnung vom RKI. Am Mittwoch waren die registrierten Neuinfektionen mit über 2000 auf einem neunen Rekordniveau seit April. Das eigentlich interessante dabei war allerdings eine gute Nachricht. Endlich waren mal wieder die Neuinfektionen über der durchschnittlichen täglichen Geburtenrate in Deutschland. So gibt es Aussicht auf Herdenimunität (vgl. Corona Update).

Korrektur vom 3. Oktober 2020:

Leider kommt es bei einer so langsamen Verbreitung auch nur sehr langsam zu einer Herdenimmunität. Merkel sprach schon zu Beginn der Corona-Krise von 70% der Bevölkerung. Das sind bei 83 Millionen Einwohnern 58 Millionen Infizierte und bei 2000 täglichen Neuinfektionen dauert das knapp 30.000 Tage bzw. knapp 80 Jahre. Leider sterben viele Menschen früher. Die meisten Corona-Fälle haben wir unter Menschen ab 60 Jahren, oft mit Vorerkrankungen und so jemand wird seine Immunität keine 80 Jahre mehr in sich tragen bevor er stirbt. Die Neuinfektionszahlen müssen folglich noch kräftig ansteigen bevor wir auf einen Corona-Exit durch Herdenimmunität hoffen dürfen.

Meine ursprüngliche Berechnung mit den tausenden Jahren stimmte so nicht. Ich hatte einfach die Neugeburten und die Neuinfektionen gegenander aufgerechnet und dann die Differenz über die Jahre hochgerechnet, bis ich auf die geforderten 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung kam. So kann man leider nicht rechnen, weil wir keine tausend Jahre alt werden sondern vorher sterben.

Corona Update

Vorbemerkung: Mittlerweile bin ich von Taiwan zurück in Deutschland. Mein ursprünglicher Rückflug wurde gestrichen, weil die Airline in Taiwan nicht landen durfte. Ich musste einen anderen Flug nehmen (und bezahlen). Offensichtlich fallen Flüge nicht (nur) mangels Nachfrage aus, sondern wegen behördlicher Einschrschränkungen. Auch deshalb mach ich mir Gedanken darüber, was die Behörden jetzt so anstellen.

In Deutschland ist die Corona-Lage so entspannt, dass wir in der Presse nichts mehr von Krankenhauskapazitäten erfahren und Infektionszahlen sind nur noch eine Schlagzeile wert, wenn es um einen ‚Skandal‘ wie bei der Schlachterei Tönnies geht.

Wir haben die Ausbreitung von Corona erfolgreich eingedämmt. Vergangene Woche hatten wir in Deutschland – trotz Corona-Ausbruch bei Tönnies – täglich durchschnittlich 419 registrierte Infektionsfälle. Anfang April waren es mehr als 10 mal so viele gewesen! Damals habe ich abgeschätzt, dass wir vielleicht in zwei Jahren eine Herdenimmunität erreichen könnten. Nun werden in Deutschland etwa 4 mal mehr Kinder neu geboren als wir Infektionsfälle haben. Weil die Neugeborenen noch keine Immunität mitbringen, wachsen uns nun mehr nicht-immunisierte nach als sich gleichzeitig anstecken. So können wir gar nicht zur Herdenimmunität kommen.

Das heißt, Maskenpflicht, Abstandsregeln und Veranstaltungsverbote bleiben ohne Aussicht auf Aufhebung bestehen. Wir sind scheinbar in die gleiche Sackgasse geraten wie Taiwan (siehe Corona-Exit: Wie?).

Wie konnte das passieren? Warum konnte die Ausbreitung von Corona in Deutschland nach fast 200.000 registrierten Infektionen so stark zurückgehen?

Unsere Vorstellung, wie wir uns anstecken, wie sich das Corona-Virus verbreitet, die mathematischen Modelle mit denen wir das berechnen, das kann nicht stimmen. Nicht jeder steckt sich mit gleicher mathematischer Warscheinlichkeit an einem Erreger an. Das wissen wir alle: Es gibt Menschen, die sind anfällig für eine Krankheit und andere nicht. Und hier wirkt sich dieser kleine Unterschied enorm aus. Denn es scheint nur ein kleiner Teil der Bevölkerung für Corona anfällig zu sein. Trifft nun der Corona-Virus neu in einer Bevölkerung ein, dann kann sich die Krankheit schnell unter all denen ausbreiten, die anfällig dafür sind. Selbst wenn das nur 1% ist, geht das erst mal exponentiell. Selbst die knapp 200.000 Infektionsfälle, die wir in Deutschland mittlerweile haben, sind ja ’nur‘ 0,23%. Aber dann kommt man eben schon an die Grenzen des Wachstums. Die Neuinfektionen gehen zurück, weil die meisten Menschen einfach nicht anfällig sind und die wenigen, die anfällig wären haben sich zu einem großen Teil schon angesteckt und immunisiert.

In Taiwan haben wir bis heute nur 449 Fälle und die Leute sind viel vorsichtiger, es wird ständig die Körpertemperatur gemessen das Masken tragen wird strenger kontrolliert und die Behörden stellen bei jedem Infektionsfall zwischen 100 und 200 Kontaktpersonen vorsorglich unter häusliche Quarantäne. Und trotzem ist das Corona-Virus dort noch nicht ganz verschwunden. Es schenit enorm schwer, die Ansteckung der wenigen zu verhindern, die wirklich anfällig dafür sind.

In Deutschland wollten die Behörden durch kontollierte Ansteckungsraten eine Herdenimunität erreichen. Aber jetzt stecken sich dafür viel zu wenige Menschen an. Aber die Maßnahmen wie Maskenpflicht und Abstandsregeln bleiben erhalten. Es scheint mir, die Behörden befürchten wieder hohe Infektionsraten und gehen den bequemen Weg: Die aktuellen Maßnahmen hat jeder Einzelne zu tragen.

Und ich habe eine weitere Vermutung: Wie für die meisten Krankheiten ist man mal anfälliger und mal weniger anfällig. Das ändert sich mit der mentalen Verfassung. Das heißt, wer sich letzte Woche nicht angesteckt hat, kann sich morgen vielleicht schon anstecken, oder erst nächstes Jahr. Wie lange sollen wir da die Vorsichtsmassnahmen beibehalten? Ein Ende ist nicht in Sicht.

Und da kommt die Pharma-Industrie ins Spiel: Die könnten Impfstoffe und Medikamente verkaufen. Wenn sie sie hätten. Weil es sie sie nicht haben bezahlen wir sie für deren Entwicklung. Und wenn die Impfstoffe und Medikamente mal da sind, dann brauchen wir auch keine Herdenimmunität mehr durch kontrollierte Ansteckungsraten erreichen. Die Verantwortlichen könnten sagen: Wir haben das Land erfolgreich durch die Krise geführt. Dass Impfstoffe und Medikamente immer Nebenwirkungen haben, nicht nur finanzielle, das wird dann geflissentilch unter den Tisch fallen gelassen.

Völlig aus den Augen verlieren wir dann auch, was wir schon haben. Es gibt unzählige Ansätze, wie wir unsere Gesundheit stärken können. Einen findest du bei anamed, einem Verein, der mit Artemisia arbeitet.

Corona-Exit: Wie?

Hier in Taiwan wird bis heute (4. April 2020) versucht, das Coronavirus aus dem Land zu halten. Trotz enger Verflechtung mit China, scheint das zu gelingen. 5 Todesfälle und 348 Infizierte (bis gestern) nachdem der erste Fall schon über 2 Monate her ist (21. Januar), das ist überschaubar.

Aber zu welchem Preis? Mittlerweile sind etwa 50.000 Menschen in Quarantäne. Die überwiegende Mehrheit davon sind Leute, die vom Ausland zurückgekehrt sind. Jeder, der aus dem Ausland kommt wird mittlerweile 14 Tage isoliert. Ausländer dürfen nicht mehr einreisen.

Ansonsten geht das Leben hier weitestgehend seinen normalen Gang. Nachdem die Schulen im Februar zwei Wochen geschlossen blieben, läuft auch die Schule ohne große Einschränkungen. Beim Einlass werden die Hände mit Alkohol desinfiziert und die Körpertemperatur auf der Stirn gemessenen. Wer Fieber hat muss zu Hause bleiben. Einige Schüler tragen jetzt Schutzmasken. Die sind zwar rationiert aber es gibt genug. In Zug trägt praktisch jeder eine Maske. Und es gibt noch viele, viele Details die helfen sollen, sowohl Infektionen zu vermeiden als auch mögliche Infektionen aufzuspüren. Wirklich einschränkend ist allerdings nur das Verbot von Veranstaltungen.

In Deutschland wurde die Strategie, möglichst alle Infizierten zu isolieren, schon mit dem ersten Fall in Heinsberg aufgegeben, der auf einer Karnevalssitzung gewesen war.

Nun lautet die Strategie nicht mehr eindämmen, sondern die Ausbreitung so weit zu verlangsamen, dass die Krankenhäuser nicht überlastet werden.

Das heißt aber auch, (fast) alle müssen die Krankheit durchmachen! Denn anders wird man nicht immun. Das ist wie eine Kinderkrankheit für die es keine Impfung gibt. Und ohne immune Bevölkerung können wir die Beschränkungen nicht aufheben ohne dass die Krankenhäuser überlastet würden. Merkel hat das mit ihrer Aussage 70% der Bevölkerung würden sich infizieren schon angekündigt. Ich habe ziemlich lange gebraucht, um die Tragweite dieser Aussage zu begreifen. Das war versteckte Ankündigung und Eingeständnis, dass sie die Epidemie nicht aufhalten würde, sondern nur verlangsamen.

Nun stibt nicht jeder am Corona-Virus. Die allermeisten erkranken nicht schwer. In Deutschland liegt die Sterblichkeit bei knapp 5% wenn man den Quotienten aus aktuell 1.277 Todesfällen zu 26.888 Genesenen berechnet. Nun nehme ich aber an, dass mindestens so viele Corona-Patienten schwer erkranken und in einem Bett mit Beatmungsgerät in einer Intensivstation behandelt werden müssen, wie an der Krankheit sterben. Wer an einer Lungenkrankheit stirbt muss daran schwer erkrankt gewesen sein. Logisch. Das sind dann auch ca. 5% der Infizierten oder bei gut 80 Millionen Einwohnern in Deutschland ca. 4 Millionen Menschen.

Aus dem Intensivregister der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) entnehme ich, dass in Deutschland ca. 10.000 Intensivstarionsbetten für Corona-Patienten zur Verfügung stehen. Wenn ich annehme, dass ein schwer erkrankter Corona-Patient im Durchschnitt 1 Woche intensivstationär behandelt werden muss, heißt das, es braucht 400 Wochen um 4 Millionen Menschen in 10.000 Intensivbetten zu behandeln. Das sind ca. 8 Jahre!

Selbst wenn die Kapazitäten der Intensivstationen langsam aufgestockt werden (Es wurden 10.000 neue Beatmungsgeräte bestellt. Die Fertigung und Auslieferung erstreckt sich über ein ganzes Jahr. Das geht nicht von heut auf morgen.) und die Herdenimunität wahrscheinlich deutlich ansteigt wenn mal die Hälfte der Bevölkerung die Krankheit überstanden hat müssten die Maßnahmen zur Verlangsamung der Ausbreitung des Corona-Virus eher zwei als ein Jahr beibehalten werden. Eine ernüchternde Aussicht: Zwei Jahre keine Schule, kein Urlaub, keine Versammlungen, keine Veranstaltungen, kein Restaurant, keine Besuche und für viele Menschen ein sehr verändertes Berufsleben (z.B. Zeitarbeit, Jobverlust oder Arbeiten von zuhause aus). Corona-Exit 2022: Wer traut sich das vorzustellen?

Dieses Szenario ist natürlich sehr vage weil ich viele Faktoren nicht genau kenne. Das ist mir klar. Aber nur die grobe Richtung ist schon krass genug.

Dabei ist noch nicht abzusehen, ob die aktuellen Maßnahmen ausreichen um die Ausbreitung des Virus so stark auszubremsen, dass die Krankenhäuser nicht doch überlastet werden. Bisher steigt die Zahl der täglich Neuinfizierten ja weiter an. Eine Krähe macht noch keinen Sommer und zwei, drei Ausreißer bedeuten noch keine Kehrtwende in der Statistik.

Überraschenderweise bleibt aber gerade die Hoffnung, dass wir eine hohe Dunkelziffer bei den Infizierten haben vielleicht ein Lichtblick.

Es werden ja vor allem Erkrankte auf das Corona-Virus getestet. Infizierte mit milden Krankheitsverläufen könnten so in großer Zahl genesen und das Verhältnis von Genesenen zu Todesfällen zugunsten einer niedrigeren Sterberate verschieben. Oder anders gesagt: Unterhalb des Radars der Statistik, die auf Testergebnissen basiert, könnten sich viele unbemerkt angesteckt und immunisiert haben. Dann würde die Bevölkerung schneller immunisiert und man könnte die aktuellen Beschränkungen früher aufheben, ohne dass die Krankenhäuser überlastet würden. Eine Schätzung vom Imperial College COVID-19 Response Team nennt 0,72% in Deutschland für den 28. März. Das wären mehr als das zehnfache der 53.340 Fälle welche die offizielle Statistik für den 28. März aufweist. Das hieße, statt in zwei Jahren, könnten wir in zwei bis drei Monaten mit dem Corona-Exit rechnen.

In China haben die Ausgangssperren auch etwa zwei Monate gedauert. Allerdings nur in der Provinz Hubei. Was im Rest des Landes passiert ist und passiert, das weiß ich nicht.

Zurück nach Taiwan. Wenn es hier gelingt, das Virus weiter draußen zu halten, dann haben wir bald eine coronafreie Insel im weltweiten Viren-Meer. Und eine Bevölkerung die sich zwar nicht infiziert aber auch nicht immunisiert. Fragt sich wie lange Taiwan das durchhalten will. Letztlich isoliert man sich vom Rest der Welt. Und das auf unbestimmte Zeit. Corona-Exit nicht in Sicht. Eine Sackgasse?

Bleibt die hypothetische Frage, ob Deutschland auch Taiwans Strategie hätte fahren können. Da sage ich klar: Nein.

Hier zeigt sich die besondere Lage eines Inselstaates. Was in Taiwan die Einschränkungen im täglichen Leben minimiert hat, das hätte in Deutschland vielleicht noch krassere Verwerfungen bedeutet als was Deutschland jetzt erlebt. Und das ohne Aussicht auf ein Ende. Das hätte Europa zerbrochen. Merkel hat klar gesehen: Das schaffen wir nicht.